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Beitrag vom 13.11.2007
Laura Imbruglia
Tatjana Zilg
Viel expressionistischer als ihre große Schwester Natalie kommt die selbstbewusste Girlie-Songwriterin auf dem Debut daher. Laut darf es sein, Punk treibt Indie Rock voran, die Lyrics...
... zeigen sich clever, satirisch und märchenhaft surrealistisch.
Die Suche nach einem Kaninchen ist ein ungewöhnliches Motiv für einen Song, der sich punkig schnell, mit explosiven E-Gitarren und frechen Girlie-Gesang in die Ohren drängt. Kleine und große, amüsante und rebellische Widersprüche finden sich auch in den Texten selbst, die oft wie ein Wechselspiel zwischen modernen Short Stories und Ereignissen aus Comic-Clips wirken. So kann die Heldin anfangs in "Looking For A Rabbit" nicht von demjenigen lassen, an den der mit Shouts herausgeschmetterte Text gerichtet ist, dann wendet sie sich abrupt ab und ironisiert seine sozialen Bezugskreise. Und ganz plötzlich startet sie durch zur Suche nach dem Rabbit, dem Gefährten aus Kindertagen. Diese bizarre Story wird im Video zu einer visuellen Collage mit einem an die Christo-Kunst erinnernden, überdimensionalen Leinwand-Tuch als Hauptdarsteller. Geschmückt mit der Projektion eines Laura-Portraits flattert es über eine grüne Max Ernst-Wiese bis es sich loslöst und auf eine Reise durch eine Landschaft geht, in der sich Alice sicher gewesen wäre, dass sie ins Wunderland zurückgebeamt wurde.
Als die Songwriterin während eines Interviews von einem Reporter der Website "The Local Scene" gefragt wurde, was sie dazu sagen würde, wenn er sie als real gewordene Symbiose der Serienheldin aus "Punky Brewster" (US-Teenie-Komödie über ein sehr junges, obdachloses Punk-Mädchen) und Alice im Wunderland bezeichnen würde, war sie von diesem Vergleich sofort sehr angetan.
Ein wenig schelmisch, jugendlich frech und mit viel Phantasie und Kreativität erklimmt Laura Imbruglia die Leiter zur Liga der begehrteren Acts im Music-Business. In Australien, ihrem Homebase-Kontinent, ist sie mittlerweile schon auf den oberen Sprossen. Ihr Longplayer-Debut erschien dort bereits 2005 und hat inzwischen fast Goldstatus im Land, das schon Indie-Wegbereiter wie Nick Cave rund um den Globus schickte, um frischen Wind in die Studios und Live Venues zu bringen.
Neben "Looking For A Rabbit" sind auch "Tear Ducts" und "My Dream Of A Magical Washing Machine" gelungene tonale Fabeln über Alltagsemotionen, die in surreale Tagträume transferieren. Da geht es um das Eintauchen in die eigene Tränenwelt, die sich als gar nicht so trist offenbart, sondern als quirlig bunte Unterwasserwelt. Keinen Grund zum Trübsal hegen gibt auch die poppig-fröhliche Melodie, von der die Ode an den salzigen Tränenstrom getragen wird. Oder ein anderes Mal darum, was passiert, wenn man sich eine Waschmaschine umdenkt zu einem Schallplattenspieler, der keine musikalischen Wünsche offen lässt.
"Lettuce & Anarchists" dagegen beschreibt die ganz reale Begegnung mit zwei Punks, die zugleich Veganer sind und aus vollem Herzen gegen den Strom leben. Eingängige Akustik-Gitarren-Akkorde begleiten die im Tempo etwas zurückhaltendere Ballade "It´s Getting Worse", deren hymnenhaft dahingesungener Text dazu auffordert, sich zu befreien von den Frustrationen des Unglücklich-Verliebtseins, auch wenn die innerlich tobenden Gefühle es manchmal sehr schwer machen.
AVIVA-Tipp: Mit viel Originalität und natürlichen Humor profiliert sich die kleine Schwester von Chartstürmerin Natalie als Songwriterin, deren Texte, Videos und Melodien die Entdeckungslust anspornen und bei jedem Hören neue, spannende Facetten offenbaren.
Laura Imbruglia
Laura Imbruglia
Label:Silversonic Records, VÖ Oktober 2007
Die Songwriterin im Web: www.lauraimbruglia.com